Hunde, die weglaufen, weil sich eine Chance auftut, Freiheit zu genießen, sind Hunde, die ansonsten keine haben. Hunde bleiben gerne, wenn sie auch mal gehen dürfen.
Selbstverständlich gilt das nicht für alle Lebenslagen. Nicht bei läufigen Hündinnen (in der Nähe), nicht in Paniksituationen oder aber für Labradore, die unbedingt den grillenden Nachbarn drei Häuser weiter besuchen müssen (apropos verfressener Labrador). Gemeinhin dürfte aber eine mangelnde Freiheit für einen Hund zunehmend dafür sorgen, dass er mögliche Fluchtmöglichkeiten herzlich dankbar annimmt.
Hunde, die Freiheit nicht als etwas ansehen, woraus sie unbedingt das Beste machen müssen, weil es neu ist oder unglaublich selten, stürzen nicht davon, wenn mal versehentlich die Leine aus den Händen fällt oder die Haustüre offensteht. Sie dürfen das Ende einer Freiheit, genauer gesagt eines Freilaufs nicht als eine Art Bestrafung verstehen, die unbedingt zu vermeiden ist. Selbstredend ist von einer tatsächlichen Bestrafung komplett abzuraten, sollte der Hund endlich zurückgekommen sein. Oder wie gerne kommst du unter solchen Bedingungen zurück?
Gib deinem Hund die Möglichkeit, frei zu laufen, wenn die äußeren Umstände stimmen. Wenn es an Ort und Stelle erlaubt ist, wenn der Rückruf stimmt und wenn aus Sicherheitsgründen nichts dagegenspricht. Das bedeutet natürlicht nicht, dass dein Vierbeiner ständig und immer diese Freiheit serviert bekommen muss. Wenn es aber ein wiederkehrendes Erlebnis ist, minimiert sich der Reiz, aber besonders die Sehnsucht, ohne Erlaubnis und sozusagen auf eigene Pfote wegzulaufen.
Wir dürften in dieser Angelegenheit den Hunden im Übrigen in nichts nachstehen. Regeln, die uns etwas verbieten und uns zugleich das Gefühl geben, man würde unsere Freiheit beschneiden, sorgen allzu häufig für genau das gegenteilige Verhalten. Bei Kindern kann man das bereits in jungen Jahren beoachten, wenn es um Verbote von TV, Handy oder Süßigkeiten geht. Reaktanz nennt sich dieses psychologische Phänomen (https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktanz_(Psychologie)).
Natürlich verhält sich dies mit Hunden wohl auf einer anderen Ebene. Allerdings ist das bewusste oder auch unbewusste Empfinden eines Mangels immerzu die Triebfeder dafür, in irgendeiner Form ausbrechen zu wollen. Mangel kann hier jedoch auch Langeweile oder Unterforderung sein. Denkspiele wären hier ein probates Mittel, um deinen Hund geistig auszulasten. Bewegung benötigt er natürlich ebenfalls in ausreichender Form.
Wie du den Rückruf mit deinem Fellknäuel grundsätzlich üben kannst, findest du hier.